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Ostern für Kinder
Wie die Ostereier auf die Welt kamen
Mann, Mann, Mann- war das kalt. Oh, war das kalt. Es war so kalt, dass der Schnee fast bis in
den Himmel ragen wollte. So kalt, dass die kleinen Mäuse am Waldrand unter dem vielen Schnee gar nicht mehr
zu sehen waren und ihre kleinen streifgefrorenen Mäuseschwänze wie wie haarige Zahnstocher durch die
Schneedecke pieksten.
Die Spatzen plusterten sich auf, bis sie wie kugelrunde Federbälle aussahen und steckten ihre Schnäbel
unter die Flügel. Das Eichhörnchen wickelte sich dreimal seinen buschigen Schwanz um den Hals und warf
die Schwanzspitze keck über die Schulter.
Nur die Ameisen schienen nicht zu frieren. Durch den ganzen Wald schallte die Stimme ihres Anführers, der
unbeeindruckt von Wind und Kälte für Ordnung in seiner Krabbeltruppe sorgte. "Stillgestanden",
schrie er, "Augen geeeeeradeAUS". "Liiinks um" und so weiter, wie das bei den Ordnungstruppen
eben so Brauch ist.
Etwas vom Wald entfernt stand der Hühnerstall. Da war es gemütlich. Die Damen Huhn saßen gemütlich
auf ihren Stangen, raschelten mit den Federn und ließen es sich gut ergehen. Ein eiserner Ofen spendete genügend
Wärme für Henriette, Hilda, Hanni und Hortensia Huhn. Genug, dass es auch noch für die klitzekleinen
Küken reichte und sogar für den stolzen Hahn, der mit stolzgeschwellter Brust und ein wenig angeberisch
in die Runde schaute.
Aber was war das? "Hatschi" machte es. Und nochmal: "Hatschi" und nochmal: "Haaatschiiii".
Da zogen die Mäuse ihre kleinen Schwänze ein und steckten ihre feuchten Schnuppernasen aus dem Schnee,
um zu sehen, wer denn da so schrecklich niese:
Die Spatzen zogen ihre Schnäbel unter den Flügeln hervor, das Eichhörnchen lockerte den wärmenden
Schutz seines Schals- verzeihung, seines Schwanzes und schnupperte nervös.
Ha-ha-hat-hatsch-hatschiiii, machte es wieder. Die Ameisen ließen sich zunächst gar nicht beirren. In
abgezirkelter Reihe machten sie ihr linksum, rechtsum, obenrum und untenrum, egal wer oder was da so nieste.. Dienst
ist schließlich Dienst und wo kommen wir denn da hin, wenn jeder hergelaufene Zivilist vor sich hinniest
und sei es noch so laut.
Aber wir schauen jetzt mal hinter den größten aller großen Schneehügel. Dahin, wo die entsetzlichen
Nieser herkamen. Vooorsichtig, gaaanz vorsichtig um die Ecke schauen. Man weiß ja nie... Vielleicht war es
ja das gefährliche Niesmonster. Oder sogar der sagenhafte Schnupfenbär. Oder noch viel Schlimmeres.
Das vorwitzigste und naseweiseste Kind hatt seinen Kopf zu weit um die Ecke gehalten. Prusch-pust-hatschi machte
es und eine gehörige Ladung der weißen Flocken flog ihm um die Ohren. Soviel, dass es ganz eingehüllt
war und sich erstmal ordentlich schütteln musste, um etwas sehen zu können. Ja, und was sah es da?
Den Hasen sah es. Der saß auf seinem Puschelschwanz, holte gaaanz tief Luft, tieeef, tieeefer
und HATSCHI! Sein Fell war schon ganz nassgeniest, die Schnurrhaare tropften und vor lauter Anstrengung liefen
ihm ein paar Tränchen über seine Hasenwangen.
Du meine Güte. Was für ein Pech aber auch. Der arme Hase. Aber wie das so ist, wer den Schaden hat, brauch
für den Spott nicht zu sorgen. Schon kamen die frechen Spatzen näher umringten den Unglücklichen
und fingen an, ihn zu verspotten. "Has` Has` weißt du was? Deine Nas` die ist nass", fingen sie
an zu singen. Na und die kecken Mäuse ließen sich natürlich nicht lumpen: "Has` Has` weißt
du was? Deine Nas` die ist nass", piepsten sie. "Nass, nass- linksum, hörte man die militärischen
Ameisen. Rechtsum: Nass, zack zack".
Also dem armen Hasen wollte das aber gar nicht gefallen. Wem gefällt das schon, wenn man von allen verspottet
wird und sich nicht wehren kann. Ganz langsam ließ er seine riesenlangen Hasenohren hängen. Hatschi.
Dann zog er den Kopf zwischen die Schultern-hatschi und machte sich gang ganz klein. Der war ganz schön traurig
und ein bisschen Angst hatte er auch. Alle gegen einen. Wo gibt es denn so was?
Die Mäuse, die Spatzen, die ollen Ameisen, ja sogar das Eichhörnchen lästerte
und spottete, dass es gar nicht mehr schön war.
Aber keine Sorge. Die Rettung nahte schon. Mit einem lauten Knall flog die Tür von Hühnerstall
auf und Hanni Huhn, die größte und stattlichste Hühnerdame kam mit stiebenden Federn angerannt.
Gagaack- aufhören schrie sie. Gack, gack- schämt euch. Alle auf einen. Gackgackgack. Ja wie gemein seid
ihr denn. Wütend schlug sie mit den Flügeln und plusterte sich so richtig zum Fürchten auf. Gagack,
gack. Und wie sie so schimpfte und gackerte und gackerte und schimpfte und sich aufplusterte und mit den Flügeln
schlug und der Hase immer weiter sein hatschi, hatschi, hatschi dazu gab... Ja da wurde sie plötzlich ganz
still und wurde richtig ein wenig rot.
Ganz langsam drehte sie ihren Kopf und schaute nach hinten unter sich und was meint ihr, was sie da sah? Richtig.
Ein Ei. Vor lauter Aufregung hatte sie ein Ei gelegt. Ein blaues. Und das hörte ja gar nicht mehr auf. Oh
weh. Noch ein Ei- ein gelbes. Da- ein rotes. Ein gestreiftes sogar. Ein kariertes. Eins mit Punkten und da, eins
mit Karos. Und schon ging es wieder von vorne los.
Ein blaues, ein gelbes, ein rotes, ein gestreiftes, ein kariertes, eins mit Punkten und, stöhn
noch mal ein mit Karos. Und das Huhn hatte sich so aufgeregt über die ungerechte Behandlung, die dem armen
Hasen widerfahren war, dass sie gar nicht mehr mit Eierlegen aufhören konnte und am Ende auf einem riesigen
Berg bunter Eier saß. Puh. Na das war aber eine Geschichte. Sooo viel Eier und soo bunt. Was tun. Wohin mit
den vielen vielen Eiern. Die konnten doch hier nicht im Wald einfach liegen bleiben.
Da hatte der arme Hase eine Idee und vor lauter Aufregung vergaß er sogar das Niesen. "Ich habe doch
noch einen großen Weidenkorb in meinem Hasenbau", sagte er. "Wenn ich den hole, können wir
die ganzen Eier da reinlegen." "Ja und dann?", fragten die anderen Tiere. "Ganz einfach",
schlug der Hase vor. "Damit hoppele ich runter in das Dorf und verstecke die Eier in den Gärten, unter
den Bäumen, am Flussufer und unter den Fenstern der Menschen. Dann sind wir sie hier los."
So geschah es. Und weil es gar so viele Eier waren, musste der Hase seine Familie mit einspannen und so verteilen
sie jedes Jahr zu Ostern die Eier in der Welt. Zur Freude der Kinder und auch mancher Erwachsener. .
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